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Spiritualität im Taiji

Ist man auf der Suche nach mehr Spiritualität im Leben begegnet man früher oder später Taiji. Nur warum ist das denn so? Taiji wurde ja als Kampfsystem entwickelt. In diesem Artikel werde ich Spiritualität im Kontext von Taiji genauer untersuchen und meine Erfahrung mit einbringen.

In Wikipedia wird Spiritualität mit folgendem sehr guten Satz zusammengefasst:

Spiritualität (von lateinisch spiritus ,Geist, Hauch‘ bzw. spiro ,ich atme‘) ist die Suche, die Hinwendung, die unmittelbare Anschauung oder das subjektive Erleben einer sinnlich nicht fassbaren und rational nicht erklärbaren transzendenten Wirklichkeit, die der materiellen Welt zugrunde liegt.

Somit wird Spiritualität als etwas wahrgenommen, dass nicht unserem allgemeinen westlichen rationalen Denken entspricht. Oft wird es auch mit östlichen Kulturen oder Religionen verbunden. Dabei ist Spiritualität schon seit Menschengedenken Teil unserer Gesellschaft auf der ganzen Welt. Sei es bei den Schamanen der Ureinwohner von Amerika, den Medizinmännern von Afrika oder den Bön vom tibetischen Hochplateau. In der heutigen Zeit wird Spiritualität oft stark auf die Gedankenwelt reduziert und das körperliche aussen vorgelassen. Dabei ist es wichtig, dass wir unseren Körper miteinbeziehen.

Bön Gemälde

Taiji und Religion

Zuerst möchte ich noch kurz den "religiösen", eigentlich ist es eher ein philosophischer, Hintergrund vom Chen Taiji erläutern. Im 17. Jahrhundert hat Chen Wangting verschiedene Kampfsysteme mit der daoistischen Lehre, welche tief verankert im chinesischen Gedankengut ist, vereint. Das Dao wird als das ursprüngliche Prinzip angesehen, dem alles zugrunde liegt. Es steht für das natürliche im Leben und der ewigen Wandlung der Dinge. Das Anerkennen von Dualität, wie dem Prinzip von Ying und Yang, ist somit fester Bestandteil des Taiji. Darum ist es schwierig von Religion zu sprechen beim Daosimus. Es ist mehr eine Art zu Leben. Will man sich tiefer mit Taiji auseinandersetzten, dann ist es unumgänglich, dass man sich unter anderem auch mit dem Daoismus befasst.

Das Kampfsystem

Wie schon erwähnt wurde das Taijiquan der Chen Familie als Kampfsystem entwickelt. Die Chen Familie und deren Meister waren bekannt für ihre kämpferischen Fähigkeiten. Auch heute noch wird es so bei der Chen Familie in China trainiert. Es ist eine bodenständige Kampfkunst, welche auch der Selbstverteidigung dient. Das Bild vom erleuchteten Meister im weissen Gewand, der über die Dächer fliegt, gehört jedoch in die Phantasiewelt.

Auch den gesundheitlichen Aspekten wird nicht in so einem grossen Masse Rechnung getragen wie bei uns. Weil das kämpferische im Vordergrund steht.

Taiji Flieger

Und heute?

Bevor ich zur heutigen Situation Stellung nehme, möchte ich noch kurz eine Runde drehen wie sich das Taiji der Chen Familie über die Jahrhunderte entwickelt hat. Als das System ausserhalb der Familie unterrichtet wurde, verbreitete es sich bis nach Peking. Viele Leute kamen jedoch nicht klar mit den körperlichen Anforderungen, darum wurde es stark vereinfacht. Der gesundheitliche Aspekt trat immer mehr in den Vordergrund und die kämpferischen Züge wurden vernachlässigt. Mit der Verbreitung im Westen ging die martialische Seite dann fast komplett unter.

Immer mehr Reisende brachten spirituellen Methoden von ganz Asien nach Europa. Mit der starken Verbreitung von Yoga wurde das Verlangen nach einem erweiterten Bewusstsein bei uns immer grösser. Da Taiji auch aus dem Osten kommt wird es heute vielfach in die gleiche Schublade gesteckt obwohl es einen ganz anderen Hintergrund hat.

Natürliche Spiritualität im Taiji

Im Taiji, wie ich es vermittle, setzten wir uns auf eine Weise mit dem Körper auseinander, in welcher wir das Zusammenspiel mit dem Geist immer weiter verfeinern. Es wird eine Bewegungsmechanik geschaffen welche den Körper zu einem ganzen vereinheitlicht. Mit der Zeit werden die Aufmerksamkeitsaspekte immer wichtiger und ohne die Verbundenheit zwischen Geist und Körper wird das Taiji inhaltslos. Dadurch ist eine Haltung im Geiste erforderlich wo man im hier und jetzt ist. Auch werden zusammenhänge des Lebens klarer und das Bewusstsein für den Wandel und die Dualität wird verstärkt. Ich nenne das natürliche Spiritualität.

Die Körpererfahrung, welche dadurch entsteht, wirkt sich positiv auch auf den Geist aus und umgekehrt. Durch das kontinuierliche Training der immer gleichen Bewegungen wird eine ganzheitliche Konzentration auf sich selber aufgebaut. Darum wird im Unterricht wenig mit Metaphern trainiert oder andere Hilfsmittel wie Raucherstäbchen miteinbezogen. Das Leben ist schon genug komplex, es ist an der Zeit es wieder zu vereinfachen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Auseinandersetzten mit sich selber und der Umwelt. Auf meinen Reisen habe ich oft erlebt, dass Leute sich durch das Erleben von Spiritualität von sich selber ablenken. Sie begeben sich in eine Welt, welche nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun hat. Dabei ist es so wichtig, dass man im hier und jetzt ist, dann wird ein intensiveres erleben geschaffen und die Wahrnehmung gegen aussen wird verstärkt. Es entwickelt sich Natürlichkeit.

Zhan zhuang

So, ich hoffe dir mit diesem Artikel einen kleinen Einblick in den spirituellen Aspekt des Taiji gegeben zu haben. Wenn dich unser Taiji interessiert, dann melde dich doch bei mir, würde mich freuen.

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